Eine kurze Geschichte der ZellularkosmologieCyrus Tweed war ein medial begabter Arzt und befasste sich mit alchemistischen Studien.Während eines Experiments im Jahre 1867 verlor er plötzlich die Kontrolle über seinenKörper, fiel zu Boden, und konnte weder sehen noch hören. Er berichtete anschließend, wieihm eine weibliche Gottheit erschien, die ihm nicht nur den zellularen Aufbau des Universumsgenau beschrieb, sondern auch die ideale menschliche Gesellschaft.Dreissig Jahre später führe er als Oberhaupt seiner gemäß seiner Vision gegründetenGlaubensgemeinschaft “Koreshan Unity” zusammen mit dem Geodäten Morrow eines derbedeutendsten und aufwendigsten Experimente der Geschichte durch, um seine universaleVision zu überprüfen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen fasste Koresh zusammen in seinem Hauptwerk TheCellular Cosmogony deutsch: Zellularkosmologie. Sie steht dem kopernikanischen Systemexakt spiegelbildlich gegenüber, sowohl in physikalischer, als auch philosophischer Sicht.Beide Systeme lassen sich durch Spiegelung am Einheitskreis ineinander überführen.Wichtigstes Hilfsmittel des Experiments war der sog. Geradestreckenverleger (Rectilineator),der aus drei Präzisionswinkeln bestand, die lotrecht ausgerichtet und dann relativ zurWasseroberfläche entlangdem Ufer zu einer geradenStrecke aneinandergereihtwurden. Nachmonatelanger minu-tiöserDetailarbeit, die notariellüberwacht und in jedemSchritt schriftlich bezeugtwurde, war eine vierKilometer lange Refe-renzstrecke verlegt. Statt der erwartetenEntfernung der Strecke von einer angenom-menen konvexen Wasser-oberfläche, stellte man fas-sungslos eine eine Annäherung an diese fest.Um die aufkommenden Zweifel zu beseitigen, wurde die ganze Streckeebenfalls zurückverlegt, mit demselben Ergebnis (Annäherung stattEntfernung). Nach ca. sechs Monaten äußerst konzentrierter Arbeitwurde das erste Experiment zur Messung der Richtung derErdoberflächenkrümmung erfolgreich beendet. Das Ergebnis wurde alsBuch der Fachwelt präsentiert und sorgte für weltweites Aufsehen. Doch weil das Weltbild in erster Linie vom Selbstbild bestimmt wird, wurde die unglaublichste (Wieder)entdeckung der letzten Jahrtausendeschon nach kurzer Zeit verworfen. Die Implikationen wären einfach zu gewaltig. Koresh verstarb einige Jahre später an den Folgen einer schweren Körperverletzung durch Feinde seiner Gemeinschaft. Diese löste sichauf, als sich die Hoffnung auf eine “messianische Auferstehung” ihres geistigen Oberhauptes nicht mehr zu erfüllen schien und es offenbarnoch nicht an der Zeit war, dass sich das “Neue Jerusalem”, das Koresh gründen wollte, auf Erden manifestieren sollte. Auch die letztenÜberlebenden verwarfen schließlich ihren Glauben an die göttliche Ordnung, als 1969 die erste “Mondlandung” inszeniert wurde und dievon den Kopernikanern angenommenen Größenverhältnisse zu bestätigen schien. Heute ist die “Koresh Foundation” in Florida ein kleiner Stadtpark mit einem netten Fremdenführer und zwei, drei Holzhäusern aus der Zeit,sowie einer Bibliothek und einigen austestellten persönlichen Gegenständen von Koresh. Es gibt dort keinen mehr, der noch ernsthaft andie Vision von Koresh glauben würde.